In den Tagen und Wochen nach dem Berlin Marathon habe ich so vielen Menschen persönlich von dem Tag erzählt, dass ich es gar nicht mehr als notwendig empfand es hier noch einmal zu wiederholen. Doch Dinge gehören zu Ende gebracht. Auch wenn es etwas länger dauert. Auch ein Marathon-Blog. Das muss nicht immer zum Nachteil sein. So ergibt sich Zeit zur Reflexion. Zum Abwägen. Zeit das Relevante vom Hintergrundrauschen zu trennen. Nicht alles muss immer sofort in die Welt geschrien werden. Das Wesentliche könnte dadurch verloren gehen. Und zwar deswegen, weil es sich erst später zeigt.
Das Kurzresümee meines ersten Marathons lautet: alle Ziele erreicht! Die waren: unter vier Stunden [es waren: 3:54:23]; durchgelaufen – also keine Gehpause; auf den eigenen zwei Beinen ankommen. Zusätzlich auf der Haben-Seite: keine Probleme mit dem Fuß oder an anderer Stelle, kein Mann mit dem Hammer und auf den letzten zwei Kilometern war ich noch in der Lage anzuziehen. Das Wetter war perfekt, das Publikum entlang der Strecke ein echter Ansporn.
Der Marathon ist nun sieben Wochen her. In diesen sieben Wochen war ich eine Woche nach dem Ereignis ein einziges Mal laufen und das hat mir nicht sonderlich viel Spaß gemacht. In der ganzen Zeit danach hatte ich keine Art von Bedürfnis die Laufschuhe zu schnüren. Das Wetter in diesen Wochen konnte ich nicht als Entschuldigung heran ziehen. Es war meist perfektes Laufwetter. Es ist beinahe so, als ob der Marathon jegliche Lust am Laufen in mir aufgezehrt hat.
Der Marathon selbst war super. Ich würde jederzeit wieder einen laufen. Aber meine Lust auf das Training dazu ist extrem gedämpft. Das ist auch der Grund, warum ich die Registrierungsphase für den Berlin Marathon 2016 habe verstreichen lassen. Dieses Jahr passte alles. Die Motivation auf den ersten Marathon. Die Neugier was das zwölf Wochen dauernde Training und der Marathon selbst für mich verändern würde [nichts, wie ich ja schon im ersten Resümee kurz vor dem Lauf dargelegt habe]? Das Zeitbudget für das Training war komfortabel und flexibel. Und bis auf einen Tag war immer ideales Trainingswetter. Es war auch nicht sonderlich schwierig die Disziplin und die Motivation für rund fünf Trainingseinheiten pro Woche aufzubringen. Auch der Lauf bei Regen war alles andere als unangenehm. Mit der richtigen Funktions-Kleidung fühlt man sich selbst mit nassen Sachen trocken und warm.
Das alles lässt sich im kommenden Jahr mit Sicherheit nicht wiederholen und dann wird es womöglich zur Quälerei. Das will ich nicht. Also trete ich frühestens 2017 wieder an – sofern ich einen Startplatz bekomme. Gebucht sind für 2016 allerdings der Halbmarathon und der fünf Wochen später stattfindende 25km-Lauf BIG25. Der Plan hierfür ist, nach Weihnachten mit einem durchstrukturierten Training anzufangen, um sie in richtig guten Zeiten zu laufen. Bisher hatte ich für diese Distanzen nach dem Lust-Prinzip trainiert. Mit Erfolg, aber mit einem Trainingsplan lässt sich bestimmt noch was raus holen. Bis dahin lasse ich lauftechnisch alles auf zukommen. Ist ja nicht so, dass ich derweil überhaupt keinen Sport mache.